"Torschuß" vergegenwärtigt die Grenzwerte des schmerzlich-lustvoll adrenalinisierenden Zwie-, oft: Mehr-Spalts exemplarisch und deduktiv-dozierend, erlebt an scheinbar trivialen Situationen im Campus.
Zwischenmenschliche Attraktion, Distraktion und Neutralität vergegenwärtigen dabei nur beispielhaft das stets die Erscheinungsform wechselnde, stets gleich strukturierte Paradigma.
Das Voranschreiten ("Procedere"), der "Fortschritt" manifestiert leitmotivisch
den wirbeltierischen Bewegungsdrang. Den Orientierung-Suchenden narren
kraß sich überlagernde Kompasse mit unterschiedlichen Windrosen
und mißweisenden Nadeln. Nur eine Erkenntnis kristallisiert sich
heraus als befreiendes Überlebensrezept: Norden ist überall.
Lenkung und Ablenkung verlieren den Charakter von richtig und falsch, werden
ambivalent, ja wertfrei.
Kommilitoninnen und Kommilitonen behandeln ihn nur funktionell, speisen ihn mit social formalities ab, setzen Respekt und Höflichkeit an die Stelle der von ihm ersehnten kommunikativ-kontaktiven Neugier. Campo lächelt über ihre Raum-/Zeit-Ge-/ und Befangenheit, ohne allerdings eine soziable Lösung präsentieren zu können oder auch nur zu wollen.
Schließlich hofft Campo in der Drehtür und dem Kreisverkehr die Auflösung des von ihm als fatal empfunden Auf-/Zu-Problems zu finden. Er erkennt seinen Irrtum. Da er eine systemimmanente Lösung des Raum-Weg-Problems nicht findet, verwirft er den Raum als für ihn taugliche Kategorie und befreit sich von ihm als einem unwesentlich-primitivem Vorstellungs-Algoritmus.
Er gleitet er aus den beengenden Raumfraktalen seines Körpers und Geistes durch ein Schwarzes Loch in den Cyberspace. Dort entdeckt er den Pferdekopfnebel als gültige Manifestation dynamischer Seinsstrukturen. Nicht die Raumlosigkeit überwindet den Raum, sondern die dynamische Gestaltbarkeit zerbricht dessen beengend-beängstigende Statik. Mit dieser nur außerirdisch pflückbaren Erkenntnis befreit-befrachtet kehrt Campo auf die Erde zurück und realisiert sein Konzept frei dynamisierter Nebel-Sphären. Er genießt den Spontan-Kontakt in Sphären-Akkorden, bekennt sich zu seiner Sehnsucht nach dem Dominant-Septakkord als primum movens.
benno | produktion, regie, campo | benno.kreuzmair@stud.uni-regensburg.de | 09444/97 23 00 |
michael | musik | michael.scheibler@ | |
christian | planung, kalkulation | christian.brunner@ | Reg. 58 59 437 |
roland | casting | roland.proske@ | |
marion | kostüme, maske |
Campo ist die Zentralgestalt, der Träger von Handlungs- und Zustandserlebnis, filmpsychisches Angebot an den Zuschauer für Identifikation und Abgrenzung.
Eher ein abwängender Denker als ein Augen-zu-und-durch-Typ setzt er Reflexion und Kontemplation vor und über die Aktion. Er entscheidet sich dennoch immer und überall.
Die Gesichtsmimik spiegelt seinen approach an die Realität wider. Seine Worte sind einfach, nachdenklich und hintergründig. Er spricht eher so, als würden sie in ihm nachklingen und sich in tausendfachen Echo in seinem virtuellen Sprach-Kaleidoskop drehen. Trotz des Füllhorns bunter grammatikalischer und stilistischer Facetten erscheint ihm die verbale Kommunikation immer weniger sagend, ja armselig, schließlich verwirrend, gar untauglich.
Seine innere Haltung zur Realität nähert sich asymptotisch einem lächelnden Staunen ("Thaumazein"), das ihn schließlich zu einer tumben Heiterkeit führt.
2. Campo's Gegen-Gespielinnen
Diese weiblichen Handlungsfigurinen repräsentieren allegorisch seine Weltbilder als Kopfgeburten.
a) Pirani
Pirani ist Verführung und Unnahbarkeit zugleich, Reiz und Ablehnung.
Sie extrapoliert Campo's Erwartung von der Welt ins Absurde. Sie macht das von ihm verborgen Ersehnte transparent und stellt ihn unter die kalte Dusche der Realität. Sie verschleiert sich und zerreißt seinen Schleier.
Pirani ist vom Typ her Latina. Groß, offen getragene schulterlange kastanienbraune Locken, große mandel-/kugelförmige mittelbraune bis pechschwarze Augen und dunkler Teint - trägt sie ihren natürlichen Charme und ihre Attraktivität eher als selbstverständliche, beinahe ungewollte Zugabe ihres dezent-halbeleganten Auftretens in Kleidung und Sprache. Nabel gepiercet mit pastellblauem, rautenförmigem Stein. Der katzenhafte Gang und das alles fokussierende Äugeln verrät die Meisterin in Unschuld und Gelassenheit des Seins.
Männern tritt sie eher unbefangen gegenüber, nach dem Motto: "Ich versteh' Dich ja ..." Sie haßt albernes Gänsegekicher. Sie ist von außergewöhnlicher Sensibilität, selbstbewußt, aber nicht männerfeindlich-feminisierend. Ihr Lächeln spiegelt ihre heitere Einstellung zum Leben wieder, ist aber in seiner Tiefe unergründlich, geradezu mystisch.
b) Tyranna
Tyranna ist blond, Haare streng nach hinten gekämmt, mit Gummiring zu kleinem streng-glatten Schwänzchen gebunden.
Tyranna hat die Disziplin - hart am Rande der Disziplinierungslust - für sich und andere zu ihrem Lebensprinzip erkoren. Verhaßt sind ihr Schwäche, Unentschlossenheit und jede Form des Legens einer Schleimspur. Ihrem am rechten Fleck sitzenden Indianerherz folgend würde sie gerne extrem party-wrestlen . Es bot sich jedoch bisher noch keine Gelegenheit.
Männer betrachtet sie als geführt-werden-wollende Schlicht-Strukturalisten. Sie belächelt - allerdings wohlmeinend - deren Hengstigkeit. Sie begeistert Männer dadurch, daß sie sie am ganz kurzen Bungee-Seil in deren eigene Abgründe stößt, um sie freilich nach dem Schreckenserlebnis lächelnd zurückzuholen.
c) Thalia
Thalia ist die Kindfrau, das ewige Mädchen. Ihre gretchenhafte Naivität ruft das Ritter-Erlebnis in Campo wach, freilich nicht ohne dessen Begehrlichkeiten. Sicherlich erwartet sie nicht die Minne zu einer unerreichbaren "frouwe", ganz im Gegenteil. Ihre edle Einfalt vergällt allerdings nicht zur bloßen attitüdenhaften Masche, bleibt vielmehr konsistent und ehrlich.
2.. Tür vor dem Innengarten, links neben HS 14
3. Bodenmarkierungen auf der Pustet-Ebene
4. Drehtür
a) vor der Zentralbibliothek
b) vor dem PT-Gebäude
5. Hörsaal H 15
6. Schloß St. Emmeram (Kreuzgang)
Campo taucht aus dem Pferdekopfnebel auf. Er zerreibt mit einer Blechreibe Parmesan, der in eine Schale bröselt. Dort bilden sich Zufallsfiguren, u.a. ein Pferd. Die Kamera fokussiert auf den Parmesan-Regen, der unter der Käsereibe beginnt und - ähnlich dem Tropfsteineffekt - sich am Boden der Schale zu Konkretem kristallisiert, konfiguriert.
Musik (Situation: Kurz vor der Lösung aller Lösungen)
Es entsteht das Trance-Erlebnis des ewigen Tanzes der Derwische.
Szene 2
Campus
Campo streift scheinbar ziellos über das Universitätsgelände.
Vorgegebene Wegstrukturen entsprechen nicht seinem Freiheitsbedürfnis.
Widerwillig folgt er in den Wegen erkannten Mustern, scheut sich, sie unbeachtet
zu übertreten.
Wolkenszene
Zitat aus "Hamlet": Hamlet und Polonius betrachten Wolkenformationen.
Hamlet sieh in den Wolken jeweils andere Erscheinungen als Polonius. Polonius
beeilt sich, sich in Hamlets Sicht der Dinge einzuschleimen.
Erlkönigszene
Campo sieht in seinem geläuterten Wahrnehmung für einen
normalsichtigen nicht erkennbare Dinge.
Zeitschiene
"Der Hopfen wuchs". Die Zeit wird abgelesen am Hochklettern des Hopfens
im Hopfengarten.